Interventionelle Radiologie Scan 2013; 01(02): 143-162
DOI: 10.1055/s-0033-1344333
Fortbildung
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Selektive interne Radiotherapie – ein Update

Thomas C. Lauenstein
,
Jens C. Altenbernd
,
Axel Wetter
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Publication Date:
01 August 2013 (online)

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Einleitung

Primäre und sekundäre Lebertumoren stellen in der klinischen Praxis eine häufige Erkrankungsform dar. Je nach lokaler Ausbreitung können unterschiedliche therapeutische Konzepte zum Tragen kommen. Hierzu gehören chirurgische und medikamentöse Therapien, aber auch minimalinvasive lokale bzw. lokoregionäre Verfahren, wie RFA (Radiofrequenzablation) oder TACE (transarterielle Chemoembolisation), die häufig durch den Radiologen durchgeführt werden. Eine neue Form einer minimalinvasiven, endovaskulären Therapieform stellt die SIRT (selektive interne Radiotherapie) dar. Als Synonym wird oft der Begriff „Radioembolisation“ verwendet, wobei nicht jede Form der SIRT auch eine ausgeprägte embolisierende Komponente aufweist, sodass aus unserer Sicht die Bezeichnung „SIRT“ verwendet werden sollte. Im Folgenden wird auf die Funktionsweise und die technische Durchführung der SIRT eingegangen. Außerdem werden klinische Ergebnisse dieses Verfahrens diskutiert.

Bei der SIRT handelt es sich um ein transarterielles Verfahren, bei dem ein β-Strahler in die Leber eingebracht wird. Das verwendete Radionuklid ist dabei an Glas- oder Kunstharzmikrosphären gebunden (Abb. [1]). Zurzeit gibt es 2 kommerziell erhältliche Produkte, die jeweils aus mit 90Y (90Yttrium) beladenen Mikrosphären bestehen [1] [2] [3] [4]; 90Y besitzt eine Halbwertszeit von ca. 64 h und eine mittlere Reichweite im Gewebe von ca. 2,5 – 3,5 mm.

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Abb. 1 Mikroskopische Darstellung der Mikrosphären im Vergleich zu einem menschlichen Haar (bereitgestellt von der Fa. MDS Nordion, Kanada).

Die technische Durchführung der SIRT ist in vielen Teilen mit dem Verfahren der TACE vergleichbar. In der Regel erfolgt über einen transfemoralen Zugangsweg die Sondierung der Leberarterien, über die das 90Y appliziert wird. Insbesondere hypervaskularisierte Lebertumoren, wie das hepatozelluläre Karzinom oder Metastasen neuroendokriner Tumoren, reichern die 90Y-Mikrosphären vermehrt an. Das tumorfreie Lebergewebe hingegen wird im Vergleich hierzu zum großen Teil ausgespart, sodass sich die therapeutische Strahlenwirkung auf die Tumorareale fokussiert.

Eine SIRT findet in den meisten Fällen bei Patienten mit einem fortgeschrittenen intrahepatischen Tumorwachstum Anwendung [5]. Die Therapie wird hierbei meist lobär durchgeführt; d. h., die Mikrosphären werden unselektiv in die linke bzw. die rechte Leberarterie injiziert. Bei einer Behandlung beider Leberlappen sollte bei eingeschränkter Leberfunktion ein Zeitabstand von ca. 6 Wochen zwischen der Therapie der einzelnen Leberlappen eingehalten werden [6] [7]. Bei guter Leberfunktion können jedoch auch beide Leberlappen in 1 Therapiesitzung behandelt werden.

Bei der SIRT handelt es sich um ein transarterielles Therapieverfahren. Meist werden die Mikrosphären lobär injiziert. Bei eingeschränkter Leberfunktion und bilobärer Tumormanifestation sollte die Therapie des rechten und des linken Leberlappens in einem Zeitabstand von 6 Wochen erfolgen.